Entlang der Hauptstraße vom Flughafen Richtung Tourie-Zone wird eins schnell klar: Eine ägyptische Wüstenlandschaft gibt es auf Djerba nicht. Die platte Mittelmeerinsel im Süden Tunesiens ist von jahrhundertealten Olivenbäumen mit krumm gewachsenen Stämmen und tausenden von großen Dattelpalmen bewachsen. Kristallklares, teilweise grüntürkises Wasser und der feinkörnige, breite Sandstrand im Nordosten der Insel verzaubern jeden Urlaubstouristen.
Kiters Glück ist die ganzjährige Belüftung mit frischem Wind. So lässt sich gerade der lange Winter in Deutschland leicht mit einem zwei Stunden Flug unterbrechen. Selbst im Winter gibt es noch Kurzarm-Temperaturen und auch im Wasser holt man sich bei 17°C keine Frostbeulen. Das Paradies für jeden Drachenpiloten ist eine kleine Lagune am Nordostzipfel der Insel, gleich neben dem Club Med. Abgeschottet vom störenden Kabbelwasser des offenen Meeres durch eine schmale Felsinsel, wirkt die 500 Meter lange und 200 Meter breite Lagune wie eine große Badewanne. Das Wasser ist bei Flut nicht tiefer als bis zum Boardshortansatz. Bei Ebbe wird die Pfütze teilweise sogar ganz trocken. Ein Twin mit kurzen Finnen und viel Kiteerfahrung ist für das Badewannen-Feeling Pflicht. Könner gehen sogar noch einen Schritt weiter und shredden bei Flut ins Landesinnere hinein. Nur den Kite sollte man auf dem schmalen Wasserweg sicher unter Kontrolle haben. Ein Absturz landet schnell in Dattelpalmen. Wer das Risiko eingeht, wird mit einem schnurrenden Board, absolutem Highspeed und meterhohem Spray belohnt.
Ist man für den Tümpel-Trip noch nicht fit genug, bietet Djerba eine weitere riesengroße Spielwiese. Der einsteigertaugliche Spot befindet sich hinter der Hotelzone Richtung Römerdamm. Durch eine Landzunge vom Meer abgeschottet, öffnet sich nach Süden hin eine riesige Lagune. Ideal für Einsteiger, da das Wasser fast überall nur hüfttief ist und die Kites mit konstantem, meist schräg auflandigen Wind von links belüftet werden. Nur an den weichen schlammigen Untergrund muss man sich gewöhnen. Der Fußmarsch nach Luv ist daher nicht immer ganz angenehm, dürfte mit Schuhen aber kein Problem sein. Platzmangel wird es bei fast 12 Quadratkilometer Wasserfläche auch in Zukunft nicht geben. Wer auf Flachwasser verzichten kann, der bleibt lieber direkt am Strand der Touristen-Zone. Doch Vorsicht - das Ufer ist gerade in den Sommermonaten sehr stark frequentiert. Vor jedem Hotel befinden sich eine Vielzahl von Schwimmern und Spaziergängern. Die Strandabschnitte vor dem eigenen Hotel sind daher nur bedingt und wenn überhaupt nur für die Wintermonate empfehlenswert. Machbar ist der Ein- und Ausstieg immer zwischen zwei Hotelkomplexen. Hier gibt es meistens 50 Meter Niemandsland. Wer als Einsteiger auf das offene Meer will, fährt lieber Richtung Robinson Club Athenee Palace. Links neben dem Nobel-Clubhotel befindet sich ein wunderschöner breiter, zwei Kilometer langer Sandstrand. Hier ist es oft menschenleer. Der Küstenabschnitt ist bisher noch unverbaut. Frischt der Wind auf 5 Windstärken auf, zieht es gerade bessere Kiter hierher. Im Norden der Insel bricht dann über eine vorgelagerte Sandbank eine nette eineinhalb Meter hohe Brandungswelle.
Bei schwächerem Wind ist es meistens sehr kabbelig. Relaunch-Einsteiger sollten daher lieber im 100 Meter breiten Stehbereich bleiben. An Flautentagen hat man die Qual der Wahl: Tauchen, Wasserski und Fallschirmfliegen hinter einem Motorboot - alles ist machbar. Golfer finden einen mittelschweren 18 Loch Platz. Pferdeliebhaber werden die Ausritte durch faszinierende Palmenlandschaften und Lagunen genießen. Zum Shoppen geht es in das Herzstück der Insel, der Hauptstadt Houmt Souk. Auf den Straßen der 40000 Einwohner Stadt pulsiert das Leben. Der Handel ist dabei die Lieblingsbeschäftigung der Tunesier. Töpfe, Teppiche, Gewürze und Obst und Gemüse kann man hier auf einem Basar günstig einkaufen. Mit 1/7 des angegebenen Preises sollte man das Feilschen beginnen und immer standhaft bleiben. Nur wer verflucht wird hat ein gutes Geschäft gemacht. Dann kann man mit einem zufriedenen Gesicht, mit dem Kitegepäck unter dem Arm und einer Hand voll Geschenkartikeln im Koffer über die Touristenstraße zurück zum Flughafen rollen.